Allgemeine
Erklärung:
Privates Beteiligungskapital (englisch private equity) ist
der allgemeine Begriff für das von privaten und institutionellen
Anlegern beschaffte Beteiligungskapital an nicht börslich
(öffentlich) gehandelten Unternehmen. Neben der Einzahlung
des Stamm- oder Grundkapitals durch die Firmengründer existieren
vielfältige Finanzierungsformen und -gründe.
Pivate Equity - Formen
Seed und Growth Finance
Mezzanine-Kapital
Buy Outs
Private-Equity-Gesellschaften
Private Equity - Formen und Gründe
für den Einsatz
Seed und Growth
Finance
In der 'Gründungsphase' können die zur Finanzierung nötigen
Mittel häufig nicht durch das private Vermögen der Gründer
aufgebracht werden. Sogenannte Business Angels (meist vermögende
Privatpersonen) sind häufig in der Lage, neben dem benötigten
Kapital auch spezielles Branchen- oder Führungswissen zur
Verfügung zu stellen. Venture Capital oder Wagniskapitalfirmen
stellen eine Alternative dar, wenn es um größere Investitionen,
insbesondere zur Forschung und Entwicklung, der kostenintensiven
Markteinführung oder dem Aufbau von Produktionskapazitäten
geht. Man kann nach dem Zeitpunkt der Investition zwischen
seed finance (englisch seed: Saat) und growth finance (englisch
growth: Wachstum) unterscheiden.
Mezzanine-Kapital
Daneben existieren vielfältige mezzanine Finanzierungen (z.B.
mittels Genussrechten und stillen Beteiligungen), die eine
Sonderstellung zwischen Eigen- und Fremdkapital einnehmen.
Buy Outs
Große Bekanntheit haben in den 1980er Jahren sowie in jüngerer
Zeit die Finanzierung von Unternehmensübernahmen durch Leveraged
Buyouts (LBOs) und Management Buy-Outs (MBOs) erlangt. Hier
werden etablierte Unternehmen oder Teile von ihnen durch Private
Equity Unternehmen (LBO) oder das existierende Management
(MBO) übernommen. Der Kauf wird in der Regel zu einem großen
Teil durch Fremdkapital finanziert, das durch das Vermögen
der übernommenen Gesellschaft besichert wird. Geschieht dies
mit einer börsennotierten Firma, spricht man auch von going
private. Begründet werden diese Transaktionen auf Käuferseite
mit dem ineffizienten Einsatz des Kapitals, also einer relativ
geringen Eigenkapitalrendite. Durch die Substitution von Eigenkapital
mit Fremdkapital wird das Management der Gesellschaft unter
Druck gesetzt, einen höheren Netto-Cash Flow zu erwirtschaften,
mit dem die gestiegenen Zins- und Tilgungslasten bedient werden
können. Als Gründe für den Verkauf im Zuge eines LBO oder
MBO werden in der Literatur häufig die schnelle Realisierung
der Kapitalinvestition und die Konzentration auf Kernkompetenzen
(bei Ausgliederung von Firmenteilen, z.B. Abspaltung von Teilen
der Siemens AG in die Wincor Nixdorf Holding AG und Verkauf
an Kohlberg Kravis Roberts & Co.) genannt.
Während im Mittelstand privates Beteiligungskapital zumeist
für den langfristigen Vermögensaufbau verwendet wird, werden
im Zuge von LBOs übernommene Unternehmen nach weitgehender
Entschuldung häufig komplett oder in Teilen über einen Börsengang
veräußert.
Private-Equity-Gesellschaften
Die im Bereich privates Beteiligungskapital tätigen Firmen
werden im englischen Sprachraum häufig unter dem Begriff Alternative
Investments (alternative Investitionen) zusammengefasst (Alternative
zu herkömmlichen Investitionen in öffentlich gehandelte Wertpapiere
wie Aktien und Schuldverschreibungen). Hierunter fallen neben
den Private-Equity-Gesellschaften auch die Hedge-Fonds.
Während Private Equity Firmen sich im angloamerikanischen
Wirtschaftsraum bereits seit mehr als 20 Jahren betätigen,
sind diese Finanzinvestoren in den letzten Jahren auch stark
zunehmend in Europa tätig.
Das in Deutschland investierte Private-Equity-Kapital betrug
2002 noch 6,9 Milliarden Euro. 2004 waren es bereits 22,5
Milliarden Euro. Der Anstieg ist unter anderem darauf zurückzuführen,
dass der Verkauf von Beteiligungen an Unternehmen seit kurzem
gesetzlich steuerfrei ist.
Der weltweite Anteil von Private-Equity-Gesellschaften an
Unternehmenskäufen lag im Jahr 2000 noch bei 3 Prozent. 2004
war er auf 14 Prozent angewachsen und hatte ein Volumen von
294 Milliarden Dollar erreicht. Um Käufe von sehr großen Konzernen
vornehmen zu können, bilden die Private Equity Gesellschaften
zunehmend Bietergemeinschaften. Eine wichtige Rolle im Geschäft
der Private Equitys spielen die Banken, da bei kreditfinanzierten
Unternehmensübernahmen bis zu zwei Drittel des Kaufpreises
mit Fremdkapital finanziert werden. Angesichts fehlender Alternativen
im Bereich der hochrentablen Geldanlagen und der Möglichkeit,
das Kreditrisiko durch die Weitergabe an andere Banken (die
sogenannte Syndizierung) zu streuen, wird in Zukunft damit
gerechnet, dass die Zahl der zu großem Anteil von Banken finanzierten
Übernahmen durch Private Equity Konsortien noch steigen wird.
Beispiele für Private-Equity-Gesellschaften sind Advent,
APAX Partners, Belfort Holding Group, BC Partners, Blackstone,
Carlyle Group, CVC, Doughty Hanson & Co, Kohlberg Kravis
Roberts & Co., Permira, Saban Capital Group sowie Investmentbanken
wie Goldman Sachs. Auch Industrieunternehmen und Versicherungsgesellschaften
werden zunehmend auf diesem Gebiet tätig. Da die vorgenannten
Gesellschaften nur institutionellen Investoren oder sehr vermögenden
Privatpersonen offenstehen, bildet sich seit einigen Jahren
auch ein Fondsegment für Kleinanleger heraus. Die meisten
dieser sogenannten Retailfonds investieren im Rahmen eines
Dachfondskonzepts wieder in große Private Equity Fonds, was
jedoch zu einer doppelten Kostenstruktur führt.
Es wird erwartet, dass die Bedeutung der Finanzierung durch
privates Beteiligungskapital in Deutschland in den nächsten
Jahren stark zunehmen wird, da - insbesondere im Hinblick
auf Basel II - ein erschwerter Zugang zu Bankkrediten für
Kleine und mittlere Unternehmen zu befürchten ist (siehe Ausführungen
des Sachverständigenrates). Insbesondere bei LBOs durch Private
Equity-Gesellschaften wird dies von der Bevölkerung jedoch
auch sehr kritisch beobachtet (s. die von Franz Müntefering
im Frühjahr 2005 angestoßene Heuschrecken-Debatte).
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